Albanisch im Kontakt
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Projekt

Projektleitung:
Claudia Maria Riehl  (LMU München)
Barbara Sonnenhauser (Universität Zürich)

Projektteam:
Anja Hasse, Shpresa Jashari, Paul Widmer (UZH)
Naxhi Selimi (PH Schwyz)

Blerina Kelmendi (LMU)

(D-A-CH-Projekt: Förderung durch Schweizer Nationalfonds und DFG; Laufzeit 05/2019-04/2022)

Projekthintergrund

  • Albanischsprachige Gemeinschaften (meist aus Kosovo und aus Mazedonien) zählen seit den 1980er Jahren zu den größten Migrantengruppen in der Schweiz und bilden auch eine größere Gruppe in Deutschland. Über die Sprache und das sprachliche Verhalten dieser mittlerweile mehrere Generationen umfassenden Sprechergemeinschaft ist noch wenig bekannt.
  • Der Vergleich der Herkunftssprachsituation von Albanischsprechern in der Schweiz und Deutschland erlaubt es, die Relevanz der soziokulturellen Hintergründe für sprachliche Praxis, Identitätskonstruktion und das Entstehen unterschiedlicher Arten von Kontaktvarietäten zu evaluieren.
  • Beide Sprechergruppen sind hinsichtlich zeitlicher Tiefe und Herkunftsvarietät vergleichbar, unterscheiden sich jedoch in Details der soziokulturellen Einbettung:
  1. Die Diasporasituation ist in Deutschland stärker ausgeprägt als in der Schweiz und die Vernetzung damit geringer (CH: ca. 200’000 Albaner in dichten Zentren vs. D: ca. 250’000 Albaner ohne größere Zentren).
  2. Die Rolle des HSU ist unterschiedlich: In Bayern wurde er nur bis 2004 unterstützt. Dies ist für das Abschätzen der Rolle von HSU für die Erstsprachkompetenz relevant, zudem ergeben sich unterschiedliche Arten von Mehrsprachigkeitskontexten.

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Forschungsfragen

  • Wie interpretieren und praktizieren Herkunftssprecher des Albanischen in der Schweiz und in Deutschland ihre sprachliche Biographie im Alltag und wie leiten sie Gruppenzugehörigkeiten daraus ab?
  • Wie sind mehrsprachige Interaktionen konstituiert, d.h. welche Formen mehrsprachigen Sprechens treten in den jeweiligen Gruppen auf?
  • Welchen Einfluss hat Sprachkontakt auf Sprachwandel in maximal kontrollierbarer sozio-ökonomischer und geo-spatialer Kontaktsituation?

Probanden

pro Land und Generation 20 Informanten (insgesamt damit 120) in Generationen eingeteilt:

  • G1: Geboren im Heimatland, Alter bei Einreise in CH/D mind. 25, vollständige Sozialisation im Herkunftsland
  • G2: Geboren in CH/D von Eltern der G1 oder geboren im Heimatland, Emigration nach CH/D vor dem Alter von 12 Jahren
  • G3: Geboren in CH/D von Eltern der G2

Methoden/Design

Daten analog:

  1. Leitfadeninterviews auf Albanisch und Deutsch
  2. Elizitation narrativer Texte mithilfe eines Filmimpulses
  3. Testbatterie: Textkorrektur, Schriftproben, Akzeptabilitätsurteile
Vorgehen:

  • Erstellung von Sprachgebrauchsprofilen aus den Interviews
  • Auswertung mit gesprächsanalytischen Methoden und Methoden der interpretativen Sozialforschung
  • Analyse des Grads der Mischungsprozesse (Typen von Code-Switching und Transfer) und Feststellen von Stabilisierungsprozessen
  • Hypothesengesteuerte qualitative Aufbereitung der struktur-linguistischen Daten

Subsample:

  1. narrative Tiefeninterviews
  2. Sprachaufnahmen in authentischen Kontexten (Telefonate, Tischgespräche, Treffen einzelner Familienmitglieder etc.).

Daten online:

Crowd sourcing
-Verfahren:

  1. Transkription von Audiostimuli (Feststellung von Sprach-wahrnehmung)
  2. Korrektur von Herkunftssprach- und Dialekttexten (Feststellung von Sprachreflexion)
  3. Zuordnung von Audiostimuli bezüglich Herkunft, Sprachkompetenz, sozialem Hintergrund (Konstruktion von Zugehörigkeiten)

Ziele:

  • Untersuchung des Einflusses einer spezifizierbaren soziokulturellen Konfiguration auf die Entwicklung spezifischer sprachlicher Strukturen in Kontaktumgebung
  • Analyse der Sprachwahrnehmung und das Sprachbewusstseins in der Mehrsprachigkeitspraxis albanischer Herkunftssprachensprecher in der Schweiz und Deutschland
  • Entwicklung geeigneter Instrumente zur Pflege der Herkunftssprache als Mittel sozialer Partizipation